Wie angekündigt erhielt Edgar Reitz am vergangenen Samstag (23.8.) „im mit 1.200 Besuchern komplett ausverkauften Zeltkino B den Ehrenpreis des Festivals des deutschen Films Ludwigshafen am Rhein.
In einer brillant formulierten Laudatio würdigte Festivaldirektor Dr. Michael Kötz die vielen Erfolge in der künstlerischen Bilanz des Preisträgers, ohne jedoch auch dessen Misserfolge zu verschweigen, die in einer inzwischen mehr als 50 Jahren andauernden Karriere nicht ausbleiben können. Aber: „Wenn einer eine Krise hat, muss er sie auch nutzen“, so Dr. Kötz, der anschließend beschrieb, wie sich Edgar Reitz aus solchen Schaffenskrisen wieder herausarbeitete und Werke schuf, wie sein jüngstes „Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes“, das auf dem Festival gezeigt wurde und an welchem, laut Drehbuchautor Gerd Heidenreich, fast neun Jahre lang gearbeitet wurde.“ Michael Kötz: „Es ist das Werk eines 92-jährigen Wahrheitssuchenden, mit den Mitteln der Filmkunst“.1
Michael Kötz berichtete: „Und letztes Jahr, als wir telefonierten und ich ihn fragte, ob er kommen könne zum Filmfestival hier auf der Parkinsel, da sagte er, nein, das ginge leider nicht, er habe, so sagte er, die Vermessenheit, in seinem hohen Alter einen Spielfilm zu drehen. Und das hat er auch getan. Und ich hatte Angst, ich gebe es zu, nicht nur, weil das außer ihm bisher nur Manuel de Oliveira geschafft hat, sich in diesem hohen Alter in Dreharbeiten zu stürzen, ich hatte auch Angst vor dem Film selbst. Kann man in diesem Alter noch etwas wirklich Gutes schaffen? Und dann hab ich ihn mir angeschaut – Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes. Es ist – natürlich auch dank der großartigen Drehbucharbeit von Gerd Heidenreich – ein Film der Philosophie über das Verhältnis der Kunst zur Wahrheit, und es ist erneut ein Film geworden, der in die Filmgeschichte eingehen wird. Es ist das Werk eines 92-jährigen Wahrheitssuchenden mit den Mitteln der Filmkunst, das so – wie bei Leibniz im Umgang mit der damaligen Malerei – weit über die zufällige Gegenwart unseres Kinos hinausgeht. Gäbe es nur diesen einen Film von dir, lieber Edgar, und wie viel mehr gibt es – er wäre schon den halben Preis wert, den Daniela und ich dir jetzt überreichen wollen: unseren Ehrenpreis des Festivals. Meine Damen und Herren – Edgar Reitz.“2
Edgar Reitz nahm den Preis sichtlich bewegt entgegen: „In so einem Moment etwas zu sagen ist schwer, ich bin wirklich gerührt, lieber Michael, liebe Daniela, dass ihr mir diese Freude macht, heute. Ich habe immer gedacht, unser Leben verstehen wir erst durch das Filmemachen, das war immer mein Versuch, mein eigenes Leben zu verstehen, und jetzt kommt es aus deinem Mund zurück, das ist nicht fassbar. Lieber Michael, du hast in deiner Rede ein Bild von mir entworfen, das mir so vorkommt wie das verschollene Bild von Leibniz, ein Bild, das es eigentlich nicht gibt – ich bin zu Tränen gerührt. Danke.“3

- https://www.metropoljournal.com/lokales/rheinland-pfalz/ludwigshafen-am-rhein/34826-filmfestival-ludwigshafen-2025-%E2%80%93-edgar-reitz-ausgezeichnet.html [↩]
- https://www.festival-des-deutschen-films.de/pressemeldungen-1/%E2%80%9Eein-wahrheitssuchender-mit-den-mitteln-der-filmkunst%E2%80%9C-%E2%80%93-der-ehrenpreis-des-festivals-f%C3%BCr-edgar-reitz [↩]
- ebd. [↩]