Informationen rund um die HEIMAT-Trilogie von Edgar Reitz

Peter Schneider debütiert als Ermittler im Polizeiruf 110

Das neue Ermittlerduo des Polizeiruf 110 in Halle: Peter Schneider (r.) mit seinem Partner Peter Kurth © mdr/filmpool fiction/Felix Abraham

Peter Schneider, der in HEIMAT 3 – Chronik einer Zeitenwende als Tillmann Becker, gebürtig aus Borna bei Leipzig stammender Elektriker, sein Filmdebüt gab, wird ab Ende des Monats regelmäßig als Ermittler in der ARD-Krimiserie Polizeiruf 110 zu sehen sein.

„Kriminalhauptkommissar Henry Koitzsch (Peter Kurth) und Kriminalkommissar Michael Lehmann (Peter Schneider) wissen nicht weiter: Vor drei Monaten lag Uwe Baude tot im Eingang seines Hauses, ermordet durch Stiche in Unterleib und Lunge. Der Fall ist mysteriös, es gibt keine Anzeichen auf ein Motiv, der Täter verschwand spurlos in der Nacht. Den beiden Ermittlern gelang es bisher nicht, einen Verdächtigen ausfindig zu machen, Indizien liegen nicht vor, niemand hat etwas gesehen. Was genau geschah in jener Nacht vor Uwe Baudes Haus?“1

Der erste Fall des neuen Ermittlerduos läuft am Sonntag, 30. Mai, um 20:15 Uhr im Ersten – zum 50jährigen Jubiläum des Polizeirufs 110. Die Serie etablierte sich in der DDR etablierte und gilt daher bis heute als ostdeutscher Bruder des Tatorts. Zur Feier des Tages zeigt die ARD am gleichen Abend um 23.35 Uhr noch Polizeiruf 110 – Die Krimidokumentation.

Der Polizeiruf 110 mit Peter Schneider wird danach für mindestens 6 Monate in der ARD-Mediathek abrufbar sein.

Eine umfangreiche Kritik von Rainer Tittelbach finden Sie auf tittelbach.tv.

Update 30.5.: Anlässlich der heutigen Ausstrahlung hat Maria Bode für t-online ein Interview mit Peter Schneider geführt.

Peter Schneider im Polizeiruf 110 aus Halle © MDR/Felix Abraham

Zur Person: Peter Schneider

Peter Schneider, 1975 in Leipzig geboren, absolviert nach dem Abitur 1994 und dem anschließenden Zivildienst zunächst ab 1995 ein Musikstudium in den Hauptfächern Klarinette und Saxophon an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy” in Leipzig. 1998 wechselt er in das Schauspielstudium, das er 2002 mit dem Diplom abschließt.2 Kurz darauf entschließt er sich, noch hin- und hergerissen zwischen dem Medium Film und dem Theater, das Angebot von Edgar Reitz anzunehmen, in Heimat 3 – Chronik einer Zeitenwende als Tillmann Becker eine durchgehende Hauptrolle im Handlungsstrang Ost zu spielen. Die fast zweijährige Zusammenarbeit mit Reitz sei für ihn sehr prägend gewesen, bekundet er rückblickend.3

Ich grüße sehr herzlich alle Besucher von heimat123.de. Ich denke sehr gerne und mit erwärmtem Herzen an die Dreharbeiten von HEIMAT 3 zurück. Es war direkt nach dem Schauspielstudium nochmal eine Art Meisterstudium für Film. Edgar ist dadurch eigentlich zu einer Art Filmpapa für mich geworden und bis heute gleiche ich vieles mit den Erfahrungen von damals ab.
Bleiben Sie alle gesund.

Viele Grüße
Peter Schneider

30.04.2021

Nach HEIMAT 3 folgen zahlreiche Engagements in Film und Fernsehen, u. a. in mehreren Tatort-Episoden, dem ZDF-Krimi Kettenreaktion aus der Reihe Kommissarin Lucas sowie Hauptrollen in der ARD-Produktion Nackt unter Wölfen (2015) und im mit dem Max Ophüls Preis ausgezeichneten Kurzfilm Gruppenfoto (2012). In der Jury-Begründung heißt es: “Dabei sticht das ungeheuer differenzierte Spiel von Peter Schneider als Vater besonders heraus. Wie es ihm gelingt den Zuschauer in einer feinen Balance zwischen Anteilnahme und Ablehnung gegenüber seiner Figur zu halten, ist außergewöhnlich. Die vielen Möglichkeiten seine Figur an einfache Effekte zu verraten, vermeidet er meisterhaft.”4

In der WELT nennt Elmar Krekeler Peter Schneider angesichts der Tatort-Folge Niemals ohne mich (2020) einen “optischen Ohrwurm” und schwärmt: “Peter Schneider ist zu einer erschütternden Melancholie fähig. Und er muss dazu gar nichts tun. Einfach nur einen anschauen.” (…) “Peter Schneider hat die besondere Fähigkeit, uns traurige Menschen so nahezubringen, dass wir jede Pustel, jeden Webfehler sehen, der einen vor übermäßigem In-den-Arm-Nehmen zurückschrecken lässt.”5

Es sind oftmals markante, komplexe und mitunter fragile Persönlichkeiten, derer Peter Schneider sich darstellerisch annimmt. Besonders beeindruckt mich seine schauspielerische Leistung als Hauptfigur Martin Blunt in Hans Weingartners Film Die Summe meiner einzelnen Teile (2011), der sich auf ebenso berührende wie (inhaltlich und formal) radikale Weise dem Thema Psychosen widmet. Für diese Arbeit wird Schneider als bester Hauptdarsteller 2012 für den Deutschen Filmpreis und im Jahr darauf den Preis der deutschen Filmkritik nominiert.

Peter Schneider wirkt zudem zwischen 1995 und 2015 an vielen Produktionen vor allem ostdeutscher Theater mit. Dabei tritt er vielfach auch in seiner musikalischen Profession in Erscheinung, sei es als Komponist, Instrumentalist oder musikalischer Leister der Bühnenmusik. Außerdem ist er als Saxophonist und Sänger der Band Die Saitlinge aktiv, deren damalige Mitglieder auch teilweise bei der Silvesterfeier in HEIMAT 3 mitwirken. Inzwischen hat sich die Band zu Saitlinge und Singers erweitert, zum Repertoire gehören neben Eigenkompositionen auch Stücke des ostdeutschen Liedermachers Gundermann.


Links:

Interview mit Peter Scheider zu Die Summe meiner einzelnen Teile (Deutsche Filmakademie 2012)

Gespräch über seine Rolle in Nackt unter Wölfen mit Stefan W. Westphal (2014)

Sören Pellmann im Gespräch mit dem Schauspieler Peter Schneider über die Situation von Kulturschaffenden in der aktuellen Corona-Krise, 4. Mai 2020


Quellenangaben:
1 daserste.de
2 vgl. Homepage von Peter Schneider und Wikipedia
3 vgl. Wikipedia
4 Homepage des Filmfestivals Max Ophüls Preis
5 Die Welt, 22.03.2020