Informationen rund um die HEIMAT-Trilogie von Edgar Reitz

Sehr positive Kritiken für Leibniz

Gut eine Woche vor dem Kinostart (in über 100 Filmtheatern!) am 18.9. erscheinen erste Kritiken über Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes, die ausnahmslos sehr positiv sind. Hier eine Auswahl mit Zitaten, die ständig erweitert wird. Es lohnt sich also, immer mal wieder auf diese Seite zu schauen.

„Regisseur Edgar Reitz verhandelt im teils historisch verbürgten, teils fiktiven Kammerspiel die ganz großen Fragen unserer Existenz – und die der Kunst, also auch des Kinos. (…)
Und so darf man sich den Regisseur (…) in allen seinen Projekten ausmalen: im unermüdlichen Bemühen, hinter der Oberfläche alltäglicher Zufälligkeiten zu etwas vorzudringen, was die alten Philosophen „Wahrheit“ nennen. Oder, um es weniger pathetisch auszudrücken: zum Wesen der Dinge. (…)
Reitz gelang der Durchbruch zur Bewältigung seines Stoffs dieses Mal nicht in epochalen Zeitbögen, sondern in der Konzentration auf ein dichtes, intimes Kammerspiel.“
Peter Gutting auf film-rezensionen.de, 9.9.25

Edgar Reitz „verbindet historische Genauigkeit mit einer Erzählweise, die gleichermaßen geistesreich wie sinnlich ist. (…) Das Historiendrama (…) ist ein kluges, bildgewaltiges und unterhaltsames Filmereignis. Reitz gelingt es, die intellektuellen Debatten einer vergangenen Epoche mit Leidenschaft und Menschlichkeit aufzuladen – und so die Figur Leibniz in neuem Licht erscheinen zu lassen.“
Ilija Glavas auf kinomeister.de, 8.9.25

„Vergnügliche[s] Kolloquium über Fragen der Kunst und Philosophie. (…)
Vor allem aber ist Reitz‘ Leibniz-Kammerspiel ein Film der Bilder. Reitz verweist in einem Gespräch auf den Barockmaler Caravaggio, »der im Grunde das Filmlicht erfunden hat« (Presseheft). Mehr noch erinnern die sepiafarbenen Aufnahmen mit ihren subtil gesetzten Lichteffekten an die Chiaroscuro-Malerei des Jan Vermeer.“
Raimund Gerz auf epd-film.de, 22.8.25

„Auch wenn sich Reitz Film oft anfühlt wie ein Theaterstück, das Atelier, in dem das Bild entsteht (das der Zuschauer übrigens nie zu sehen bekommt), nur gelegentlich verlassen wird, ist das Ergebnis dennoch durch und durch ein Film, der zwar von Dialogen geprägt ist, aber wie vom Licht der Aufklärung erleuchtet wirkt. Und der zudem die zentrale Frage seines Sujets auf selbstreflexive Weise thematisiert: Wie nah kann ein Abbild der Vorlage kommen? Wie kann es gelingen, einen Menschen, auf die Leinwand zu bringen, auf die eines Gemäldes, aber auch auf die Kinoleinwand. Wie Reitz in „Leibniz – Chronologie eines verschollenen Bildes“ zeigt, braucht es dafür wenig mehr als einen Raum, spielfreudige Schauspieler und einen klugen Regisseur.“
Michael Meyns auf proigrammkino.de, o. D.

„Zumal Fragen nach dem Sein, nach Gott, nach dem Bösen, dem Wesen der Zeit als Grundlagen abendländischer Kultur hier auf leichte, aber nicht leichtgewichtige Weise durchdekliniert werden, die schlicht Spaß machen. Weil Reitz auch gerne kleine Gags einbaut, Seitenblicke auf Komisches, und weil er mit höchster Eleganz die Eloquenz in Filmbild bannt.
Besonders gut gelingt dies, wenn der Film seinem Objekt näherkommt, als ihm lieb sein dürfte. Wenn van de Meer dem großen Denker widerspricht, und er ins Nachsinnen kommt: Ist ein Gemälde vielleicht doch nicht ein eingefrorener Moment, sondern enthält es alle Zeit des Malprozesses und dessen, was in Modell und Maler vorgeht? Hmmm – da kommt er raus aus der Komfortzone seiner wohlgesetzten Thesen, und es zeigt sich, dass auch einer, der von sich überzeugt ist, über so gut wie alles Bescheid zu wissen, seine geistige Offenheit bewahren muss.“
Harald Mühlbeyer auf kino-zeit.de, o. D.

All die dramaturgischen Korsette, die die meisten narrativen Spielfilme umschließen und nicht wenige von ihnen allzu sehr einengen, legt Reitz’ „Leibniz“ gar nicht erst an: keine Liebesgeschichte, kein zu entschlüsselndes Geheimnis, keine dräuenden psychologischen Konflikte. Stattdessen: fröhliches, freihändiges Nachdenken über dieses und jenes. Anders als in Roberto Rossellinis auf den ersten Blick vergleichbaren Diskurs-Historienfilmen („Sokrates“, „Blaise Pascal“, „Descartes“) wird noch nicht einmal etwas von unmittelbarer Weltbedeutung verhandelt. „Leibniz“ nimmt sich die Freiheit der philosophischen Spekulation heraus; der spröden filmischen Form zum Trotz dominiert der intellektuelle Spieltrieb.“
Lukas Förster auf filmdienst.de, 1.4.25

„In exquisit ausgeleuchteten Interieurs inszeniert Edgar Reitz einen Film über die Essenz der Wahrheit und des Denkens selbst. Gemeinsam mit Ko-Regisseur Anatol Schuster inszeniert die Ikone des deutschen Kinos das Kammerspiel mit einer formalen Strenge, die dennoch Raum für poetische Bilder lässt. Die Kamera hält inne, erfasst die fein nuancierte Mimik von Edgar Selge, Lars Eidinger und Aenne Schwarz, deren herausragende Schauspielleistungen sich in Wortgefechten über Kunst und Erkenntnis entfalten. Die Atmosphäre ist konzentriert, durchzogen von feinem Witz. „Warum sollte das Kino nicht auch mal der Ort sein, wo man das Denken erlebt?“ – Reitz stellt diese Frage zwar nicht explizit, sein Film antwortet aber darauf.“
N. N. auf lichter-filmfest.de, o. D.

„Das Publikum adressieren Leibniz und seine werdende Malerin Aaltje später direkt, aber nur mit ihren Blicken und es finden sich Momente gnadenloser Schönheit: Altjes Spiegelbild ist kopfüber in einer Amphore zu sehen, eine Visualisierung der Retina des menschlichen Auges. In einer Szene simulieren die Schatten von Gräsern an den Wänden, erzeugt durch einen Lichtschein, eine, wie Leibniz kommentiert, Kamera Obskura. Leibniz, der Film, ist eine Reflexion, nicht nur über das Kino, sondern über deren einzelne Elemente, allen voran, das Licht selbst. Die visuelle Kunst erscheint hier in ihrer wortwörtlich in ihrer gestaltlichen Essenz, aber auch in ihrer Kalkulier- und Manipulierbarkeit.
‚Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes‘ ist ein Spätwerk für Fortgeschrittene im Oeuvre von Edgar Reitz. Desinteressiert am Kostüm- wie am Diskursfilm und seine Künstlichkeit nach außen tragend gelingt dem legendären deutschen Regisseur in seinem experimentellen Spätwerk eine elementare Reflexion über Licht und die Unzugänglichkeit der Vergangenheit.“
Jakob Jurisch auf moviebreak.de, o. D.

ältere Kritiken finden Sie im Rahmen der Presseschau anlässlich der Weltpremiere des Films auf der Berlinale 2025