Informationen rund um die HEIMAT-Trilogie von Edgar Reitz

„Radikales Kino“: sehr positive Kritiken für Leibniz

Anlässlich des Kinostarts (in über 100 Filmtheatern!) am 18.9. erschienen zahlreiche Kritiken über Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes, die bis auf wenige Ausnahmen sehr positiv sind. Hier eine Auswahl mit Zitaten, die ständig erweitert wird. Es lohnt sich also, immer mal wieder auf diese Seite zu schauen.

Interviews anlässlich des Kinostarts von Leibniz:

„Es gibt keine Trennung innerhalb der Schöpfung.“ Interview mit Edgar Reitz auf cineville.de, 18.9.2025

“Die Lebenszeit verwandelt sich in Filmzeit“ – Interview mit Edgar Reitz, movibreak.de, 16.9.2025

Gespräch mit Edgar Reitz: War Leibniz der Tom Cruise seines Zeitalters?, FAZ, 14.9.2025

Interview mit Antonia Bill auf film-rezensionen.de, 15.9.2025

Edgar Selge in „Leibniz“: Wie spielt man ein Universalgenie? br24 kultur, 19.9.2025

„Reitz/Leibniz feiern mit der jungen Malerin van de Meer ein Fest des Lichts, untermalt von der aufregend verbindenden Musik des Münchner Komponisten Henrik Ajax, der als regelmäßiger Akteur in der Neuen-Musik-Szene bekannt ist. (…) Der inzwischen 92-jährige Reitz erzählt auf vielen Ebenen im Schulterschluss mit seiner Hauptfigur und mit der Leichtigkeit des Grandseigneurs, worauf es ankommt: auf die Notwendigkeit der lustvollen Bildung, die allein zu universellem Glück und Frieden führt.“
Christiane Pfau aif muenchner-feuilleton.de, 24.9.2025

„Das genügt als Setting für einen Film, der eine kunstvolle, im besten Sinne theaterhafte Aura hat, die bewirkt, dass man sich auf seine Ruhe und Intensität einlassen kann. Und Leibnitz (Edgar Selge) gibt dabei dem Leben eine heitere Gelassenheit. (…) Was aber macht „Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes“ in Anbetracht unserer gewaltsamen Welt und dem menschlichen Trauma der Sterblichkeit zusätzlich tröstlich? Es muss das Böse geben, damit wir die Freiheit haben, zu entscheiden. Sonst wären wir Marionetten Gottes. Der aber ist nur ein „superber Advokat des Guten“, den wir allerdings nötig haben. Und auch für unsere Todesangst hat Leibnitz – und der Film von Reitz – Befreiendes in petto.“
Adrian Prechtel in abendzeitung-muenchen.de, 17.9.2025

„Dem 92jährigen Edgar Reitz (…) und seinem Team ist mit dem Leibniz-Film ein großer Wurf gelungen. Die Schauspieler sind durchweg grandios, und hinter der Kamera waren u.a. Co-Regisseur Anatol Schuster, Kameramann Matthias Grunsky und die Cutterin Anja Pohl am Werke. Wie schon in Filmstunde_23 erwähnt, betrachtet Reitz Film als allgemeines Intelligenzmittel und das wird angesichts der allgegenwärtigen Künstlichen Intelligenz als Gegengewicht immer wichtiger. Und was er mit seinem Film Leibnizleistet, ist einfach atemberaubend. In diesem eher kleinen Raum fährt er alles auf, was es an Lichteinflüssen gibt, ohne digitale Spezialeffekte: Normale Schattenbilder, Camera Obscura, Lichtbrechungen durch Spiegel und vieles mehr, was den Film in dieser Vielfalt einzigartig und zu einem anziehenden Augenschmaus der besonderen Art macht.“
Helga Fitzner auf kultur-extra.de, 18.9.2025

„So ist Edgar Reitz’ Film ein intellektuelles Feuerwerk, sinnliche Entdeckung, humor- und geistvoller Dialog. Und eher der Anfang als ein Abschluss in der Beschäftigung mit Leibniz und dessen Universalität.“
Regine Dehnel auf zeitgeschichte-online.de, 18.9.2025

„Wer sich auf die sorg­fäl­tige und medi­ta­tive Insze­nie­rung von Reitz und seinem Co-Regisseur Anatol Schuster einlässt und den tran­szen­den­talen Ausfüh­rungen von Leibniz, die Gert Heiden­reichs Drehbuch folgen, lauscht, der mag mehr und mehr die Brücke in unsere Gegenwart erkennen, die Reitz hier sehr subtil und fein­sinnig baut. Und der mag dann auch seine Freude daran haben, dass Reitz hier nicht nur über inno­va­tives Denken erzählt, sondern über die Malerei – die hier ja ebenfalls im Zentrum steht – auch über das Licht sinniert, und damit natürlich über das Kino.“
Axel Timo Purr auf artechock.de, o. D.

„Im Kern aber vertraut der Film ganz auf das Weltwissen seiner Schauspieler und die Kraft ihres Ausdrucks, und wenn man dabei zusieht, wie sich Edgar Selge und Aenne Schwarz ihre Rollen anverwandeln, begreift man, dass ihr Regisseur immer noch auf der Suche nach dem neuen, dem ganz anderen Kino ist, auch sechzig Jahre nach dem Aufbruch von Oberhausen.“
Andreas Kilb in der FAZ, 18.9.2025 (kostenpflichtig)

„Es ist nicht weniger als eine cineastische Theodizee, eine Rechtfertigung des Films als unvollkommene künstlerische Form in einer unvollkommenen Welt, die gleichwohl lebenswert ist. Reitz hat diesen Film mit wenigen brillanten Schauspielern fast bescheiden inszeniert, trotzdem spricht größtes Selbstbewusstsein aus ihm. Er ist ein kleines optisches Fest und konzentriert sich geistig aufs Wesentliche, wie es einem Alterswerk ziemt. Er folgt nicht dem Sog einer Geschichte, sondern nimmt das Tempo der Erkenntnisgewinnung an, des Ein-Leuchtens. Im deutschen Film unter seinen heutigen Produktionsbedingungen ist das ein Glücksfall. Noch einmal: radikales Kino. (…) Dem großen Edgar Reitz gelingt hier eine Allegorie des Films an sich. (…) Es geht hier tatsächlich um das künstlerische Resümee eines alten Meisters. Leibniz enthält das ganze Reitzsche Œuvre.“
Thomas E. Schmidt in Die Zeit, 18.9.2025 (kostenpflichtig)

„All die dramaturgischen Korsette, die die meisten narrativen Spielfilme umschließen und nicht wenige von ihnen sehr einengen, legt Reitz gar nicht erst an: keine Liebesgeschichte, kein zu entschlüsselndes Geheimnis, keine dräuenden psychologischen Konflikte. Stattdessen: fröhliches, freihändiges Nachdenken über dieses und jenes. Anders als in Roberto Rossellinis auf den ersten Blick vergleichbaren Diskurs-Historienfilmen („Sokrates“, „Blaise Pascal“, „Descartes“) wird noch nicht einmal etwas von unmittelbarer Weltbedeutung verhandelt. „Leibniz“ nimmt sich die Freiheit der philosophischen Spekulation heraus; der spröden filmischen Form zum Trotz dominiert der intellektuelle Spieltrieb.“
Lukas Foerster in RHZ, 18.9.2025 (übernommen aus filmdienst.de, 1.4.2025)

„So ist der Film Leibniz ein Gegenentwurf zum modernen Zeitalter. Nicht schrill, nicht unterhaltsam, eher störrisch und eigen. Eine Zumutung im besten Sinne!“
ZDF heute-journal, 18.9.2025 (ab 24’50 min)

„Mit der wunderbaren Aenne Schwarz, als Mijnheer van de Meer eingeführt, bevor sie sich als Frau offenbaren darf, tritt eine Schauspielerin an seine Stelle, die zusammen mit Edgar Selge, der den Hofrat als ironischen Geist anlegt, das Geschehen von nun an trägt. (…) Matthias Grunskys Kamera folgt diesen Reflexionen über Licht, Schatten und Perspektive mit äußerster Zurückhaltung und Filmbildern mit angedeuteter Chiaroscuro-Tendenz. (…)“ Edgar Selge „verleiht diesem gichtgeplagten Titanen des Geistes, der sich seiner Einfälle nur erwehren kann, indem er mit Hilfe seines eifrig mitnotierenden Adlatus Liebfried Cantor (Michael Kranz) eine riesige Zettelwirtschaft unterhält, eine physische Nahbarkeit, die noch den abstraktesten Gedanken auf die Erde zurückholt.“
Gregor Dotzauer im Tagesspiegel, 17.9.2025

„Deshalb funktioniert „Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes“ prächtig als glänzend gespieltes und sehr zurückhaltend inszeniertes Quasi-Theaterstück/Hörspiel.“
Axel Bussmer auf kriminalakte.de, o. D.

Selge und Schwarz gelingt es mühelos, das anspruchsvolle Skript des Films mit Leben zu füllen, ihm neben Feinsinn und Witz auch Wärme einzuhauchen. (…) Vom Dunkel ins Licht, vom Nichtwissen zur Wahrheit, diesem Prinzip ist auch Reitz’ Film verpflichtet, was sich nicht zuletzt an der von Kameramann Matthias Grunsky wunderschön inszenierten Lichtmetaphorik zeigt. Leibniz ist der besondere Fall eines Philosophen-Biopics, das das intellektuelle Programm seines Helden nicht nur bebildert, sondern selbst praktiziert, indem es zum Mit- und Weiterdenken anstiftet.“
Maximilian Steinborn auf critic.de, 15.9.2025

„Der auf der 75. Berlinale gefeierte und mit Edgar Selge, Lars Eidinger, Barbara Sukowa und Aenne Schwarz hochkarätig besetzte Film ist ein ebenso kluger wie gewitzter Schlagabtausch zwischen Gelehrten und Künstlern und zeigt dabei die unzähligen Facetten des Gottfried Wilhelm Leibniz.“
N. N. auf meinesuedstadt.de, 18.9.2025

„Ein Kammerspiel über das Menschsein – (…) Die Wirkung der Argumentationen und Überlegungen, die Euphorie über neue Ideen und Perspektiven, die Dinge zu betrachten, das Auf und Ab der Emotionen spielt sich allein in der Mimik, ganz besonders im Leuchten der Augen der Schauspieler ab. Das Porträt enthüllt unter der Oberfläche das Wesen von Leibniz. Insofern weist der Prozess des Malens den Weg beim Filmen. Statt stereotyper, nichtssagender Wiedergabe der Oberfläche sucht Reitz nach dem Wesentlichen im Untergrund. (…) „Leibnitz – Chronik eines verschollenen Bildes“ ist ein spannender Film für Menschen, die weniger an Action als am Denken interessiert sind.“
Michaela Schabel auf schabel-kultur-blog.de, 14.9.2025

„Es entwickelt sich ein wunderbar perlender Philosophieplausch, den der mittlerweile 92-jährige Reitz zu einem unterhaltsamen und tiefgründigen Kammerspiel inszeniert. Hauptdarsteller Edgar Selge gibt seinem Leibniz eine solch zugewandte Menschlichkeit, dass man ihm gerne bei seinen Gedankengängen folgt.“
N. N. auf regensburg-kalender.de, o. D.

„Regisseur Edgar Reitz verhandelt im teils historisch verbürgten, teils fiktiven Kammerspiel die ganz großen Fragen unserer Existenz – und die der Kunst, also auch des Kinos. (…)
Und so darf man sich den Regisseur (…) in allen seinen Projekten ausmalen: im unermüdlichen Bemühen, hinter der Oberfläche alltäglicher Zufälligkeiten zu etwas vorzudringen, was die alten Philosophen „Wahrheit“ nennen. Oder, um es weniger pathetisch auszudrücken: zum Wesen der Dinge. (…)
Reitz gelang der Durchbruch zur Bewältigung seines Stoffs dieses Mal nicht in epochalen Zeitbögen, sondern in der Konzentration auf ein dichtes, intimes Kammerspiel.“
Peter Gutting auf film-rezensionen.de, 9.9.25

Edgar Reitz „verbindet historische Genauigkeit mit einer Erzählweise, die gleichermaßen geistesreich wie sinnlich ist. (…) Das Historiendrama (…) ist ein kluges, bildgewaltiges und unterhaltsames Filmereignis. Reitz gelingt es, die intellektuellen Debatten einer vergangenen Epoche mit Leidenschaft und Menschlichkeit aufzuladen – und so die Figur Leibniz in neuem Licht erscheinen zu lassen.“
Ilija Glavas auf kinomeister.de, 8.9.25

„Vergnügliche[s] Kolloquium über Fragen der Kunst und Philosophie. (…)
Vor allem aber ist Reitz‘ Leibniz-Kammerspiel ein Film der Bilder. Reitz verweist in einem Gespräch auf den Barockmaler Caravaggio, »der im Grunde das Filmlicht erfunden hat« (Presseheft). Mehr noch erinnern die sepiafarbenen Aufnahmen mit ihren subtil gesetzten Lichteffekten an die Chiaroscuro-Malerei des Jan Vermeer.“
Raimund Gerz auf epd-film.de, 22.8.25

„Auch wenn sich Reitz Film oft anfühlt wie ein Theaterstück, das Atelier, in dem das Bild entsteht (das der Zuschauer übrigens nie zu sehen bekommt), nur gelegentlich verlassen wird, ist das Ergebnis dennoch durch und durch ein Film, der zwar von Dialogen geprägt ist, aber wie vom Licht der Aufklärung erleuchtet wirkt. Und der zudem die zentrale Frage seines Sujets auf selbstreflexive Weise thematisiert: Wie nah kann ein Abbild der Vorlage kommen? Wie kann es gelingen, einen Menschen, auf die Leinwand zu bringen, auf die eines Gemäldes, aber auch auf die Kinoleinwand. Wie Reitz in „Leibniz – Chronologie eines verschollenen Bildes“ zeigt, braucht es dafür wenig mehr als einen Raum, spielfreudige Schauspieler und einen klugen Regisseur.“
Michael Meyns auf proigrammkino.de, o. D.

„Zumal Fragen nach dem Sein, nach Gott, nach dem Bösen, dem Wesen der Zeit als Grundlagen abendländischer Kultur hier auf leichte, aber nicht leichtgewichtige Weise durchdekliniert werden, die schlicht Spaß machen. Weil Reitz auch gerne kleine Gags einbaut, Seitenblicke auf Komisches, und weil er mit höchster Eleganz die Eloquenz in Filmbild bannt.
Besonders gut gelingt dies, wenn der Film seinem Objekt näherkommt, als ihm lieb sein dürfte. Wenn van de Meer dem großen Denker widerspricht, und er ins Nachsinnen kommt: Ist ein Gemälde vielleicht doch nicht ein eingefrorener Moment, sondern enthält es alle Zeit des Malprozesses und dessen, was in Modell und Maler vorgeht? Hmmm – da kommt er raus aus der Komfortzone seiner wohlgesetzten Thesen, und es zeigt sich, dass auch einer, der von sich überzeugt ist, über so gut wie alles Bescheid zu wissen, seine geistige Offenheit bewahren muss.“
Harald Mühlbeyer auf kino-zeit.de, o. D.

All die dramaturgischen Korsette, die die meisten narrativen Spielfilme umschließen und nicht wenige von ihnen allzu sehr einengen, legt Reitz’ „Leibniz“ gar nicht erst an: keine Liebesgeschichte, kein zu entschlüsselndes Geheimnis, keine dräuenden psychologischen Konflikte. Stattdessen: fröhliches, freihändiges Nachdenken über dieses und jenes. Anders als in Roberto Rossellinis auf den ersten Blick vergleichbaren Diskurs-Historienfilmen („Sokrates“, „Blaise Pascal“, „Descartes“) wird noch nicht einmal etwas von unmittelbarer Weltbedeutung verhandelt. „Leibniz“ nimmt sich die Freiheit der philosophischen Spekulation heraus; der spröden filmischen Form zum Trotz dominiert der intellektuelle Spieltrieb.“
Lukas Förster auf filmdienst.de, 1.4.25

„In exquisit ausgeleuchteten Interieurs inszeniert Edgar Reitz einen Film über die Essenz der Wahrheit und des Denkens selbst. Gemeinsam mit Ko-Regisseur Anatol Schuster inszeniert die Ikone des deutschen Kinos das Kammerspiel mit einer formalen Strenge, die dennoch Raum für poetische Bilder lässt. Die Kamera hält inne, erfasst die fein nuancierte Mimik von Edgar Selge, Lars Eidinger und Aenne Schwarz, deren herausragende Schauspielleistungen sich in Wortgefechten über Kunst und Erkenntnis entfalten. Die Atmosphäre ist konzentriert, durchzogen von feinem Witz. „Warum sollte das Kino nicht auch mal der Ort sein, wo man das Denken erlebt?“ – Reitz stellt diese Frage zwar nicht explizit, sein Film antwortet aber darauf.“
N. N. auf lichter-filmfest.de, o. D.

„Das Publikum adressieren Leibniz und seine werdende Malerin Aaltje später direkt, aber nur mit ihren Blicken und es finden sich Momente gnadenloser Schönheit: Altjes Spiegelbild ist kopfüber in einer Amphore zu sehen, eine Visualisierung der Retina des menschlichen Auges. In einer Szene simulieren die Schatten von Gräsern an den Wänden, erzeugt durch einen Lichtschein, eine, wie Leibniz kommentiert, Kamera Obskura. Leibniz, der Film, ist eine Reflexion, nicht nur über das Kino, sondern über deren einzelne Elemente, allen voran, das Licht selbst. Die visuelle Kunst erscheint hier in ihrer wortwörtlich in ihrer gestaltlichen Essenz, aber auch in ihrer Kalkulier- und Manipulierbarkeit.
‚Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes‘ ist ein Spätwerk für Fortgeschrittene im Oeuvre von Edgar Reitz. Desinteressiert am Kostüm- wie am Diskursfilm und seine Künstlichkeit nach außen tragend gelingt dem legendären deutschen Regisseur in seinem experimentellen Spätwerk eine elementare Reflexion über Licht und die Unzugänglichkeit der Vergangenheit.“
Jakob Jurisch auf moviebreak.de, o. D.

ältere Kritiken finden Sie im Rahmen der Presseschau anlässlich der Weltpremiere des Films auf der Berlinale 2025